"Heim der Jugend" Burkhardtsdorf

Heimatgeschichte – Das Jugendheim

Das gesamte Gebiet an diesem Südhang war einst dicht bewaldet. Auf alten Karten von 1750 und 1875 ist an jener Stelle, wo heute das Jugendheim steht, ein Teich eingezeichnet, „Hirschteich“ genannt.  Auf der Karte von 1912 gab es diesen Teich nicht mehr, aber die ehemalige Gaststätte „Elysium“ war bereits vorhanden, die Canzlerstraße bis zur heutigen Hausnummer 14 und die Chemnitzer Straße bis zur Hausnummer 21 bebaut. Die Siedlung der privaten Ein- und Zweifamilienhäuser und die der Wohnungsbaugenossenschaft gab es noch nicht. Diese entstanden erst um 1914 bzw. um 1924.

Am Standort des heutigen Jugendheimes klaffte einst ein tiefes Erdloch, was auf alten Ansichtskarten noch zu sehen ist.  Möglicherweise war dieses Loch der Rest des einstigen Teiches.


(Foto 1 : Blick zur Siedlung, Fotograf unbekannt, Bildarchiv AG Ortschronik)

Ältere Leute berichteten, das das Loch als Müllabladeplatz genutzt wurde. Die Straßen waren größtenteils noch nicht angelegt, alle Häuser gehörten zum „Klosterhang“.

Wenige Jahre später, etwa 1935, sah es dort schon ganz anders aus.


(Foto 2; Blick zur Siedlung, Fotograf unbekannt, Bildarchiv AG Ortschronik)

Die Straßen waren sichtbar, das Erdloch verfüllt und die terrassenförmige Anlage unterhalb des Gebäudes wurde angelegt.


(Foto 3: Blick zur Siedlung, Fotograf unbekannt, Bildarchiv AG Ortschronik)

In der Zeit des Nationalsozialismus veranlasste der Rat der Gemeinde den Bau eines Jugendheimes in der Siedlung von Burkhardtsdorf. Im Frühjahr 1938
erhielt die ortsansässige Baufirma „Gebrüder Uhlig“ den Auftrag.


(Foto 4: Bauarbeiter vor den Anlage zum Jugendheim etwa 1938, Sammlung Lenchen Unglaub, Bildarchiv AG Ortschronik)

Bereits im November 1938 wurde das Objekt der Hitler-Jugend übergeben.


(Foto 5: Hitlerjungen vorm Jugendheim, Fotograf unbekannt, Bildarchiv AG Ortschronik)

Das Gebäude war im Stil der damals in ganz Deutschland verbreiteten Jugendheime erbaut, das Eingangsportal mit Natursteinen und einer zweiflügeligen Tür.
Das Obergeschoss war mit Dachgauben versehen. Im Erdgeschoss gab es Räume für die Ausbildung der Jugendlichen und ein Zimmer für den HJ-Füher.
Vom Erdgeschoss führte eine breite Holztreppe ins Obergeschoss, die heute noch vorhanden ist. Über das gesamte Dachgeschoss hinweg befand sich eine Schießbahn für Übungen der Hitlerjugend.


(Foto 6: Jugendheim in der Bauphase, etwa 1938, Sammlung Georg Siegert, Burkhardtsdorf, Bildarchiv AG Ortschronik)

Über der Tür stand in metallenen Buchstaben „Heim der Hitler-Jugend“. Diese Inschrift wurde 1945 entfernt, es stand dann nur noch „Heim der Jugend“, mit blauer Farbe aufgemalt. Sie war jedoch in späterer Zeit nicht mehr lesbar.


(Foto 7: Jugendheim mit Türportal etwa 1939, Sammlung Georg Siegert, Burkhardtsdorf, Bildarchiv AG Ortschronik)

Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges kamen Ausgebombte und Umgesiedelte ins Dorf. Manche wurden für eine Nacht in den Räumen des Obergeschosses untergebracht. Im Erdgeschoss sammelte man Brauchbares aller Art für diese Menschen.

Noch in der Zeit der Sowjetischen Besatzungszone übergab die Gemeinde einen unteren Raum der Freien Deutschen Jugend (FDJ) für Zusammenkünfte.
Der andere untere Raum wurde den Mitgliedern des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) für die Ausbildung zum Gesundheitshelfer und zur Lagerung ihres
Materials zur Verfügung gestellt. Im Obergeschoss baute die Gemeinde zwei Wohneinheiten für Familien mit Kindern aus.


(Foto 8: Jugendheim mit Anlagen etwa 1940, Sammlung Georg Siegert, Burkhardtsdorf, Bildarchiv AG Ortschronik)

In den 1960er Jahren nutzte der Schulhort wochentags das Untergeschoss und die parkähnlichen Außenanlagen.  An der oberen Terrasse gab es mehrere exotische Bäume, wovon heute noch zwei vorhanden sind. Hinter einer dichten Hecke am Weg gab es einen großen Sandkasten, am Rande der Anlage standen Bänke, wo die Siedlungskinder eine manche Stunde spielten.


(Foto 9: Außenanlagen etwa 1958, Foto: Martin Friedrich, Montage: Martina Hünlein, Bildarchiv AG Ortschronik)

Links und rechts der Treppen zum unteren Teil der Anlage standen prächtige Rhododendren und eben-falls mehrere Bänke. In der Mitte gab es
eine große Wiese, gesäumt von Blumenrabatten. In den 1950/1960er Jahren wurden diese Anlagen von Konrad Dittrich gärtnerisch versorgt und
sah sehr gepflegt aus.

Im Jahre 1974 entfernte man am Jugendheim die Dachgauben und erneuerte die undichten Fenster im Obergeschoss. Gleichzeitig erfolgte eine Dämmung des Mauerwerkes. Zumutbare Arbeiten erledigten die Mieter selbst. Später erhielt auch das Erdgeschoss neue Fenster.


(Foto 10: Jugendheim etwa 1980, Fotograf unbekannt, Bildarchiv AG Ortschronik)

Für die unteren Räume gab es stets Nutzer: DRK, Junge Sanitäter, Anfang der 1980er Jahre die Frauen-Klöppelgruppe. Die Größe des Raumes gestattete es,
dass er auch als Wahllokal zur Verfügung steht.

Nach Umbauten, auch hygienischer Art, zog im April 1993 der Regenbogen-Jugendtreff (RJT) ins Ge-bäude ein.  Dieser nutzte die linke Hälfte des Hauses, im Erdgeschoss einen Gruppenraum und im Obergeschoss ein Computerkabinett. Auch ein Spielplatz unterhalb wurde angelegt.  Ab dem Jahre 2000 wurde das gesamte Gebäude für die Kinder- und Jugendarbeit genutzt, denn er Jugendclub „Ohne Filter e.V.“, der ursprünglich im Nebengebäude der ehemaligen Herrenmühle seine Räume hatte, zog nach Abbruch dieser ins Obergeschoss ein. 


(Foto 11: Jugendheim mit Spielplatz 2019, Foto: Martina Hünlein, Bildarchiv AG Ortschronik)

Am 4. September 2010 richtete der Jugendclub ein Siedlungsfest aus.


(Foto 12: Plakat Siedlungsfest, ZwönitztalKurier August 2010)

Nach Auflösung  des Jugendclubs nutzte ab 2015 die Gruppe „Asyl“ den östlichen Raum im Erdgeschoss und in der rechten ehemaligen Wohnung im Obergeschoss befand sich die dazugehörige Kleiderkammer.

Nach Auflösung der Kleiderkammer bezog im Jahr 2019 die Arbeitsgemeinschaft Ortschronik im ersten Obergeschoss ihr neues Domizil.


(Foto 13: Raum der Ortschronisten im April 2019, Foto Martina Hünlein, Bildarchiv AG Ortschronik)

Im Herbst 2022 begann die energetische Teilsanierung des Gebäudes, die Fassade und das Dach wurden gedämmt, die Heizung erneuert, ein behindertengerechter Zugang geschaffen und die Außenfassade farblich neu gestaltet.

Auch das Außengelände wurde verschönert.

Die Texte und Bilder zu diesem Beitrag werden bei Bedarf aktualisiert.

Weitere Hinweise oder Fotos zum Text nimmt die AG Ortschronik Burkhardtsdorf gern entgegen.
Bitte setzen Sie sich mit uns in Verbindung.

Kontakt:
oder postalisch:  AG Ortschronik, Platz der Jugend 12, 09235 Burkhardtsdorf