Kino "Scala" Burkhardtsdorf
Heimatgeschichte - Die „Scala-Lichtspiele“
Die Geschichte des Kinobetriebes in Burkhardtsdorf begann in der Turnhalle.
(Foto 1: Turnhalle, Fotograf unbekannt, Bildarchiv AG Ortschronik)
Jean Schüler, der Großvater von unserem ehemaligen Ortsvorsteher Siegfried Pfüller, führte dort Stummfilme vor, erklärte wortreich das Geschehen im Film und wurde am Klavier begleitet von Fritz Viertel. Als Filmvorführer war Guido Schröter tätig, denn sein besonderes Interesse galt den noch gar nicht so lange bekannten „laufenden Bildern“.
Guido Schröter war als Werkmeister in der Nadelfabrik Schubert tätig. Als Jean Schüler seine Fabrik in der Turnstraße erbaute, kaufte er ihm die Kinorechte ab, nachdem er im Jahre 1918 einen “Gewerbeschein für ein Kinematographen-Theater“ erhalten hatte.
(Foto 2: Guido Schröter, Foto: Sammlung Hannelore Mönch, Burkhardtsdorf)
Guido Schröter führte neben seiner beruflichen Tätigkeit zunächst Filme in der Turnhalle vor und übernahm später dort den Kinobetrieb. Die gesamte Familie wurde in den Kinobetrieb mit einbezogen. Das waren Guido Schröter, seine Ehefrau Helene, die Kinder Fritz Schröter, Martha Richter geb. Schröter, Ilse Kietz geb. Schröter und Walter Schröter sowie auch deren Ehepartner.
In der Turnhalle fand an den Wochenenden, nachdem der Turnunterricht beendet war, folgendes statt:
Die Turngeräte wurden nach vorn an die Wand geschoben. Die Frauen der Familie kehrten die Turnhalle aus.
Vor die Turngeräte stellte man als Sichtschutz eine Pappwand auf. Dann kletterten Guido Schröter und sein Sohn Fritz an der Sprossenwand hoch zum Deckenboden und ließen an einem Seil die Zuschauerbänke herunter. Zwei Reihen gab es mit Lehne und Polster, das waren die teuersten Plätze! Die übrigen waren normale harte Bänke ohne Lehne.
Im hinteren Umkleideraum befand sich der Filmapparat. Da es damals noch Stummfilme gab, standen hinter der Pappwand ein Klavier und ein Harmonium.
Der Pianist kam aus Thalheim und lief nach der Vorstellung abends bzw. nachts wieder nach Hause. Gab es fröhliche Filmszenen, spielte er entsprechende Takte auf dem Klavier, bei traurigen Szenen drehte er sich schnell zum Harmonium und spielte dort die passenden Melodien.
Guido Schröter ging während der Vorstellung auf und ab und erklärte die Handlung. Da es keine ge- schlossenen Vorstellungen waren, blieben oft noch Zuschauer bei der nächsten Wiederholung des Filmes sitzen. So musste er oft kontrollieren, ob die Eintrittskarten noch gültig waren! Die Filme bestanden meistens aus 5 bis 6 Akten, und nach jedem Akt wurde das Licht eingeschaltet, um die nächste Rolle einzulegen, da es nur einen Filmapparat gab.
Sonntags abends nach Vorstellungsschluss wurde die Turnhalle in umgekehrter Reihenfolge wieder für den Sport freigemacht.
Mitte der 1920er Jahre begann der Bau der „Scala-Lichtspiele“. Der Architekt des Kinos war Herr Stöckel, nach dessen Entwürfen das Haus gebaut wurde.